veröffentlicht Dezember 2012

Calming Signals / Beschwichtigungs-Sinals
In Jahrtausenden der Evolutionsgeschichte haben wir Menschen die Sprache entwickelt um untereinander zu kommunizieren. Bedingt durch dieses Talent haben wir uns jedoch selbst desensibilisiert, was die Deutung, aber auch schon das bloße Erkennen von Körpersprache 

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anbetrifft. Wir Menschen achten nur noch sehr wenig auf Mimik, deuten oder interpretieren daher auch die Signale unserer Haustiere meist falsch - sofern wir sie überhaupt bemerken.
Doch auch der Hund besitzt eine sehr fein differenzierte Sprache. Bereits die Vorfahren unserer heutigen Haushunde vor 10.000 und mehr Jahren setzten diese "Sprache" ein - Kommunikation, vor allem auch deskalierende Kommunikation, war von großer Bedeutung für das Überleben der Art und den Fortbestand des eigenen Rudels um die eigenen Ressourcen nicht sinnlos zu gefährden.
Die Beschwichtigungs-Signale der Wölfe waren genetisch fixiert und sind auch unseren heutigen Caniden in die Wiege gelegt - Hunden können überall auf der Welt miteinander kommunizieren, egal ob der eine vom afrikanischen Kontinent stammt und der andere aus Europa - hundisch ist international, gleich welcher Rasse, Größe oder Naturell!
Allerdings kommunizieren heutige Wölfe, verglichen mit unseren Hunden, intensiver und direkter miteinander. Der domestizierte Hund hat während der jahrhunderte andauernden Allianz mit dem Menschen eine feinere und unauffälligere Sprache als der Wolf entwickelt - aber sie existiert, wir müssen sie nur erkennen.

Aber warum eigentlich?
Genügt es nicht, wenn die Hunde unter sich kommunizieren können?
NEIN! Die Gründe dafür sind vielfältig, nur zwei davon möchten wir an dieser Stelle ausführen:

Zum einen...

ist es doch höchst interessant, mit seinem eigenen Hund "sprechen" zu können und IHN zu verstehen. Es bereichert das tägliche Leben des Besitzers und das des Hundes, stärkt die Bindung zwischen Mensch und Tier um ein Vielfaches.


Zum anderen...

entstehen Konflikte zwischen Mensch und Hund, liegt der Fehler meist in der Interpretation des Menschen. Mit der richtigen Deutung der Signale die uns unser(e) Hund(e) zeigen können wir solche Konflikte viel leichter umgehen.


Hunde verlieren oft die Fähigkeit Konflikte zu lösen, weil sie von Menschen, die genau diese deskalierenden Signale nicht oder falsch erkannt haben, bestraft wurden. Aus Angst vor erneuter Bestrafung wird das entsprechende Signal beim nächsten Mal nicht mehr eingesetzt (auch nicht gegenüber Artgenossen)...die angeborene Fähigkeit zur Konfliktvermeidung geht nach und nach verloren - es ist der Mensch, der den "nicht sozialisierten" Hund schafft!
Und eines ist gewiss: Wer erst einmal damit angefangen hat, auf die Signale seines Hundes zu achten wird nie wieder damit aufhören - es ist mit die spannendste Erfahrung im Leben eines "Hunde-Menschen".

Was tun, wenn ein Hund "seine Sprache verloren" hat?
VERLOREN ist sicher das falsche Wort. Die Sprache des Hundes gehört wie schon erwähnt zum genetisch fixierten Erbgut der Caniden - aber ein Hund hat sie möglicherweise unterdrückt, nachdem er Strafe oder Unannehmlichkeiten erfahren hatte (durch den Mensch oder andere Hunde), als er sie anwandt.
Die besten Lehrmeister sind und werden immer gut sozialisierte Hunde mit einer "ausgeprägten Sprache" sein. Doch auch der Mensch kann durchaus unterstützend eingreifen und dem Hund dazu verhelfen, peu á peu ihre vergessene Sprache zurück zu gewinnen:
Hunde lernen durch Verküpfungen, positive und negative. Verknüpft der Hund etwas positiv, also erfährt er ein positives Feedback (z.B. Lob oder/und Leckerli) auf eine Situation oder eine Handlung, wird er es wieder so tun - verknüpft er es aber negativ (Strafe), wird er beim nächsten Mal seine Handlungsweise überdenken. Kleine Anzeichen für beschwichtigendes Verhalten sollten durchaus belohnt werden - der Erfolg wird sich schnell einstellen.

Was genau sind Beschwichtigungs-Signale?
Ein Hund zeigt diese Signale über den ganzen Tag verteilt. Sie können deskalierend an
a) seinen Gegenüber (also einem anderen Hund oder auch einem Menschen)
b) an einen Gegenstand
    oder aber auch
c) an sich selbst
gerichtet sein.
Je nach Situation soll das gezeigte Signal den Empfänger weniger aggressiv, weniger streng oder auch weniger aufgeregt stimmen.
Im Ernstfall sind Beschwichtigungs-Signale sozusagen die Lebensversicherung des Hundes!

Wie viele solcher Signale gibt es?
Wir sprechen von etwas unter 30 Signalen, die zur Beschwichtigung eingesetzt werden. Einige davon sind doppelt belegt und dienen in bestimmten Situationen einem anderen Zweck als der Beschwichtigung - es Bedarf etwas Übung sie richtig zu deuten und zu erkennen.
Manche Signale werden nur den Bruchteil einer Sekunde, andere wiederum anhaltend gezeigt.

Die verschiedenen Beschwichtigungs-Signale im einzelnen:


Mit Klick auf das entsprechende Bild kommt ihr zur Beschreibung des jeweiligen Signals.

Innerhalb der Menüführung sind die verschiedenen Beschwichtigungs-Signale nicht aufgeführt!


 Kopf abwenden

 erstarren / einfrieren

 im Bogen gehen

splitten / dazwischen gehen



Vorderkörper Tiefstellung

 langsame Bewegung

 gähnen

Schnauze / Nase lecken



 am Boden schnüffeln

 lächeln / lachen

 hinSETZEN

 hinLEGEN



 sich abwenden

 Pfote heben  + neu +

 schmatzen   + neu +

 Schwanz wedeln



- Gebrauch der Augen -

Blick verkürzen - blinzeln - wandern der Augen

- something else -

Übersprungshandlungen