Der Weimaraner - Rassenbeschreibung


Ursprungsland: Deutschland

FCI-Gruppe 7: Vorstehhunde

Standard-Nummer: 99

Widerrist-Höhe:

Rüden        59-70 cm

Hündinnen  57-65 cm

 

Geschichte und Herkunft

Über die Herkunft des Weimaraners gibt es verschiedene Theorien. 
Die moderne Rasse wurde im 19. Jahrhundert entwickelt, obwohl es Hunde mit ähnlichen Attributen bereits zur Zeit Ludwig IX von Frankreich (im 12. Jahrhundert) gab. Ob hier eine Verwandtschaftsbeziehung besteht, ist jedoch nicht bekannt.

Eine weitere Theorie besagt, dass die Ursprünge des Weimaraners im St. Hubertushund liegen bzw. einer Kreuzung von diesem mit arabischen Windhunden.

Es ist jedoch auch möglich, daß der Weimaraner ein rein deutsches Produkt ist: Viele Kynologen sind der Ansicht, er stamme eindeutig vom Kurzhaarigen Deutschen Vorstehhund ab.

Gesichert ist allerdings, dass sich Großherzog Karl August von Sachsen-Weimar (1757–1828) zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Rein-Zucht des Weimaraners widmete. Ihm gefielen vor allem die elegante Gestalt und die bernsteinfarbenen Augen dieses prächtigen Hundes und es steht fest, daß die heutige Ausprägung der Rasse unter seinem Einfluß entstanden ist. Allerdings konnte auch Karl August nicht verhindern, daß seine Lieblinge nach seinem Tod in Vergessenheit gerieten.

Erst Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) verhalf dem Weimaraner zu neuem Ansehen. Er hatte die bemerkenswerten Qualitäten dieser edlen Rasse erkannt und erließ ein Gesetz, daß einen Weimaraner nur halten dürfe, wer mindestens in der vierten Generation adlig sei!

Damit war es selbst Reichskanzler Bismarck verwehrt einen Weimaraner zu halten, obwohl er sich angeblich sehr um diese Rasse bemühte.

Eine geplante Züchtung und Erfassung via Zuchtbuch  fand ab ungefähr 1890  statt, zuerst hauptsächlich in Thüringen. Im Jahre 1897 wurde der „Weimaraner Klub e.V.“ zur Reinzucht der grauen Weimaraner gegründet.

Bereits im Jahre 1925 wurde der erste sehr strenge Standard ausgearbeitet, aber erst 1969 offiziell festgelegt. 

 

Im 20. Jahrhundert machte der Weimaraner dann richtig "Karriere" und man musste sich um den Fortbestand der Rasse nicht mehr sorgen.

In den USA löste der deutschstämmige US-Präsident Dwight D. Eisenhower* nach dem zweiten Weltkrieg einen regelrechten Weimaraner-Boom aus, als 1956 seine Hündin "Heidi" im Weißen Haus einzog. Auch Entertainer Frank Sinatra besaß einen Weimaraner, ebenso wie die Schauspielerin Grace Kelly, spätere Fürstin von Monaco.

Überhaupt ist der "Grey Ghost" in den USA sehr beliebt. Während man den "Grauen" in seiner deutschen Heimat am liebsten von der "privaten Klientel" (nichtjagende Bevölkerung) abschotten möchte, ist er in den Vereingten Staaten vor allem als Familienhund längst etabliert.

Wer aber in Deutschland als Nichtjäger über die Anschaffung eines Weimaraners nachdenkt, hat praktisch nur die Möglichkeit sich bei Paralell-/Schwarzzüchtern umzusehen - hier gibt es allerdings viele schwarze Schafe, Ausnahmen bestätigen die Regel - an einen beim deutschen Dachverband registrierten Hund zu kommen, ist für den Nichtjäger so gut wie aussichtslos.

Seit einigen Jahren gibt es daher in Deutschland die zunehmende Tendenz, den Weimaraner ausserhalb der zum Dachverband VDH gehörenden Zuchtstätten (Kennels) zu züchten. Die so entstandene "Parallel-Zucht" unterliegt nicht der Kontrolle des Dachverbandes. 

Man kann sicherlich geteilter Meinung darüber sein, aber ein Hütehund-Besitzer hat auch keine Schafsherde im Keller um den Hütetrieb seines Lieblings zu befriedigen.

Wäre es nicht vielleicht der bessere Weg, die Splittung der Rasse Weimaraner in zwei qualitativ gleichwertige Linien - eine Arbeitslinie und eine "Showlinie" - ins Auge zu fassen, so wie es auch bei anderen Rassen (z.B. Labrador Retriever) erfolgreich durchgeführt wurde? So könnte weiterhin effektive Zuchtkontrolle betrieben und gesundheitlche Mängel vermieden, diesen zumindest aber Einhalt geboten werden.

 

 

* Die Vorfahren von Dwight D. Eisenhower (Fam. Hans Nikolaus Einsenhauer) stammten aus dem saarländischen Karlsbrunn und ließen sich 1741 in Pennsylvania nieder.

Und wo wohnt Éowyn? In Karlsbrunn...so schließt sich der Kreis>!


Typische Charaktereigenschaften

Rein von der Optik gehört der Weimaraner sicherlich zu den elegantesten und schönsten (Jagd-) Hunderassen. Die Anschaffung dieser Rasse sollte aber nicht nur auf dem Aussehen begründet sein - der Weimaraner ist kein Hund für Anfänger und als Statussymbol gänzlich ungeeignet - dieser Hund hat Charakter, und zwar einen sehr speziellen!

Der Weimaraner ist kein Selbstgänger wie vielleicht manch andere Hunderasse, und der künftige Besitzer sollte sich von dem so oft aus dem Rassestandard zitierten Wort " leichtführig" nicht blenden lassen. Ein Weimaraner braucht eine gründliche und vor allem sehr konsequente, gleichzeitig aber auch liebevolle und sensible Erziehung.

Er muss genau wissen, wo er steht und wo sein Platz im Rudel ist, sonst wird er diesen Platz immer wieder in Frage stellen und seinem Frauchen oder Herrchen im Nu auf der Nase  herumtanzen. Leicht zu erziehen ist der Weimaraner damit insgesamt nicht - gal ob als aktiver Jäger oder als Hund mit Familienanschluss geführt, der "edle Graue" benötigt bei der Erziehung/Ausbildung eine konsequente und geduldige, niemals aber "harte Hand"

 

Weimaraner sind sehr souveräne, selbstbewusste und intelligente Hunde, die sehr gern arbeiten und gefordert werden wollen, ja sie gelten sogar als Workaholic unter den Jagdhunden, ohne dabei jedoch hyperaktiv zu werden. In der Kombination aus der viel zitierten Führerbezogenheit dieser Rasse kann daher aus Hund und Herrchen ein fast unschlagbares Team werden, denn kaum etwas macht dem Weimaraner so viel Freude, wie die Aufgaben zu erfüllen, die sein Herrchen ihm stellt.

Fehlt ihm diese vor allem geistige Auslastung oder wird er zu nachlässig erzogen, kann der Weimaraner zur Katastrophe werden. Übermäßige Aggression oder unkontrolliertes Jagen des Hundes sind dabei nur zwei Varianten, die möglich sind.

 

In der Familie gehalten, ist der Weimaraner liebenswürdig, lebhaft und wachsam, macht im Normalfall keine Schwierigkeiten und aus jeder Situation das Beste! Er mag aber weder Lärm oder autoritäres Gehabe - sind seine Menschen oft nervös oder wird er grob behandelt, kann sich der Graue auch schon mal von seiner schlechten Seite zeigen.

Für gewöhnlich aber liebt der Weimaraner sein "zweibeiniges Rudel" von Herzen und wem er vertraut, dem gehorcht er auch. Als Familienhund bereitet der edle Graurock viel Freude - auch, weil er für alle Dummheiten zu haben ist.
Man sollte jedoch nie ausser Acht lassen aus welchem Metier der Weimi ursprünglich kommt: Er ist ein Vollblut-Jäger mit dementsprechend ausgeprägten Jagdtrieb. Diese, von Jägern so geschätzte Wildschärfe kann in den falschen Händen durchaus zum Problem werden...ein Weimaraner sollte sich immer gut abrufen lassen und nicht auf eigene Faust seine Triebe befriedigen dürfen. Um seinen natürlichen Jagdtrieb umzulenken, eignen sich diverse Hundesportarten (z.B. Fährtenarbeit) sehr gut.

 

Auch sollte die Auswahl des Züchters gründlich erfolgen. Es empfiehlt sich, auch wenn es beim Dachverband nicht gerne gesehen wird, auf sogenannte Parellelzüchter (aber bitte seriöse) zurückzugreifen. Bei VDH-Züchtern, die auch an Nichtjäger abgeben (so was gibt es), stammen die (oder zumindest eines der) Elterntiere meist aus jagdlicher Führung. Stammt der Hund aber aus reinen "Privat-Genen" ab, ist die vorhandene Jagdbereitschaft oft leichter zu steuern.

Führungsschwäche und Uneindeutigkeit wird er früher oder später ausnutzen...

Einen Weimaraner kann man auch nicht wie ein Schmuckstück in den Schrank stellen und dann wieder hervorholen - damit wären Probleme vorprogrammiert.

Er möchte Aufmerksamkeit und Beschäftigung von Ihnen und er möchte Teil der Familie werden. Das kann im normalen Alltag schon mal anstrengend sein, aber ein Weimaraner mag nun mal nicht gern allein sein.

Als Gegenleistung bekommt man einen grauen Schatten an seiner Seite - ein Hundeleben lang!

 

Standard

Der Weimaraner ist ein mittelgroßer bis großer Jagdgebrauchshund, förmschön und sehnig mit ausgeprägter und kräftiger Muskulatur.

Er hat ein freundliches Naturell, liebt die Wasserarbeit und ist zuverlässig im Vorstehen.

Der Geschlechter-Unterschied soll eindeutig erkennbar sein.

 

Körperform:

Kräftiger, mittelgroßer bis großer Hund, elegant in der Erscheinung.

 

Kopfform:

Der Schädel ist beim Rüden breiter als bei der Hündin, jedoch bei beiden in guter Proportion zum Kopf. Leicht bis mäßig ausgebildetete Stirnfurche.

Groβer, dunkler, über den Unterkiefer vorstehender Nasenschwamm, der nach hinten allmählich in grau übergeht.

 

Augen:

Runde, bernsteinfarben Augen (von hell bis dunkel) mir intelligentem Ausdruck.

Im Welpenalter Himmelblaue Tönung.

 

Ohren:

Die Ohren sind hoch angesetzt, ziemlich lang und nach unten hin spitz abgerundet.

 

Korpus:

Ausgeprägter, muskulöser Widerrist sowie gerader, langer, fester und muskulöser Rücken.

Kräftige, nicht übermäβig breite Brust mit genügender Tiefe - fast bis zum Ellbogen reichend. Gute Wölbung.

 

Rute:

Rutenansatz etwas tiefer unter der Rückenlinie als bei anderen vergleichbaren Rassen. Rute kräftig und gut behaart. In der Ruhe hängend, bei Aufmerksamkeit und bei der Arbeit waagrecht oder auch höher getragen.

 

Haarkleid:

Kurzhaar: Kurzes (aber länger und dichter als bei den meisten vergleichbaren Hunderassen),

               kräftiges, sehr dichtes, glatt anliegendes Deckhaar. Ohne oder mit geringer Unterwolle.

 

 

Langhaar: Weiches, langes Deckhaar mit oder ohne Unterwolle. Glatt oder leicht wellig. Haar am

                Ohransatz lang überfallend. An den Behangspitzen ist samtartiges Haar zulässig.

                Haarlängen an den Seiten 3 - 5 cm, an der Halsunterseite, der Vorbrust und am Bauch

                meist etwas länger. Gute Federn und Hosen, jedoch nach unten weniger lang. Rute mit

                guter Fahne. Zwischenzehenraum behaart. Kopfbehaarung weniger lang.

                Stockhaarähnliche Behaarung mit mittellangem, dichtem un gut anliegendem

                Deckhaar, dichter Unterwolle und mäβig ausgebildeten Federn und Hosen kommt bei

                mischerbigen Hunden gelegentlich vor.

 

Farbe:

Silber-, reh- oder mausgrau sowie Übergänge zwischen diesen Farbtönen. Kopf und Ohren meist etwas heller. Weiβe Abzeichen sind nur in geringem Maβ an der Brust und an den Zehen zulässig. Gelegentlich über der Rückenmitte ein mehr oder weniger gut ausgeprägter dunkler « Aalstrich ».