Beschwichtigungs-Signale   - - -    Übersprungshandlungen


1 Was sind Übersprungshandlungen

2 Wann werden sie eingesetzt



3 Mögliche Handlungen



1 Übersprungshandlungen werden oft als Handlungen beschrieben, bei der eine "sprunghaft" geänderte Aktivität des Hundes nicht mit der eigentlichen Situation oder Absicht in Zusammenhang steht. Ob diese Definition so stehen gelassen werden kann, müsste jedoch überdacht werden - reagiert ein Hund in angespannter Situation plötzlich mit einer Übersprungshandlung wie urinieren, grasen, sich kratzen etc., handelt es sich in den meisten Fällen um eine beschwichtigende Handlung die zwar augenscheinlich nicht im Zusammenhang mit der ausgänglichen Situation oder Absicht des Hundes steht, bei genauerer Betrachtung aber sehr wohl mit der Ursprungs-Intention in Verbindung steht.

 

Übersprungshandlungen stehen somit in enger Verbindung zu den Beschwichtigungs-Signalen, die gesamte Situation muss jedoch hierbei bewertet werden um zu erkennen, ob es sich nun um eine (beabsichtigte) beschwichtigende Geste handelt oder aber nur eine begonnene Handlung sich plötzlich als nicht durchführbar erweist bzw. der gewünschte Erfolg nicht zu erreichen ist und der Hund mit einer Übersprungshandlung "sein Gesicht wahren will".

Andererseits können auch immer wieder Signale, die wir eigentlich als "Calming Signals" kennengelernt haben, plötzlich zu Übersprungshandlungen mutieren - eine deskaliernde Wirkung kann erzeugt werden, muss aber nicht beabsichtigt sein.

Das Spektrum ist riesig und (reine) Beschwichtigungs-Signale von Übersprungsverhalten zu unterscheiden fällt nicht immer leicht und erfordert einiges an Übung.


2 Übersprungshandlungen können immer dann beobachtet werden, wenn Faktoren von Unsicherheit und/oder Verlegenheit im Spiel sind.

So kann z.B. eine versuchte Kontaktaufnahme zu einem fremden Hund in plötzliche "Körperpflege" umschwenken, wenn dieser die Kontaktaufnahme verweigert oder unwirsch reagiert - ein plötzliches hinsetzen, am Ohr kratzen und sich dann entfernen ist kein beabsichtigtes Signal zur Beschwichtigung, sondern gründet vielmehr in der Tatsache, dass sich die erhoffte "neue Bekanntschaft" nicht realisieren lässt und der Hund diese Situation einigermaßen erhobenen Hauptes beenden möchte. Mit der "Pseudo-Körperpflege" lenkt er von seiner ursprünglichen Intention ab, da sie nicht erwiedert wurde, aus Verlegenheit...UND DOCH wirkt sie auf den Gegenüber deskalierend und beruhigend.

Ein anderes Beispiel wäre, dass der Hund bei einer verbotenen Handlung in flagranti erwischt wird, z.B. beim Veruch den abgestellten Braten in der Küche zu stibitzen. Aus Verlegenheit, vielleicht auch Unsicherheit welche Strafe ihm blüht, versucht er seinen Besitzer nun vielleicht durch Vorderkörper-Tiefstellung und anschließenedes "Um die eigene Achse drehen" zum Spiel auf zu fordern. Dies hat nichts mit der beschwichtigenden Vorderkörper-Tiefstellung zu tun, welches wir als Calming-Signal kennen...UND DOCH hat es eine beschwichtigende Wirkung auf den Besitzer, den meisten unter uns wird es sogar ein Schmunzeln entlocken.



Beispiele für Übersprungshandlungen

- grasen

- sich kratzen

- sich schütteln

- subtile Gegenstände

  "höchst interessant" finden

- gähnen

- zum spielen auffordern

- lachen

- plötzliches ignorieren

- markieren (Urin oder Kot)

- bellen

- wedeln

- sich "welpisch" verhalten


...und vieles anderes mehr!