Mit dem Sehsinn des Hundes ist es nicht allzu weit her - zumindest nicht dann, wenn man die Anforderungen des Menschen ans Auge zugrunde legt. Aus menschlicher Sicht ist der Canide in Sachen Sehvermögen eine Niete. Das gleiche würde aber auch der Hund von uns Zweibeinern denken, würde er sich über solche Dinge Gedanken machen - es ist halt alles Frage der Sichtweise!
Die Evolution hat dafür gesorgt, dass beiden Parteien genau das Sehvermögen zur Verfügung steht, welches sie zur Erhaltung ihrer Art benötigen:
Ein Jäger wie der Wolf (Hund), der vornehmlich in und nach Anbruch der Dämmerung und vor Sonnenaufgang auf der Pirsch ist, benötigt andere Stärken als gestochen scharfes Sehen über kurze Entfernung oder übertriebene Farbtüchtigkeit. Für ihn es viel wichtiger, während der dunklen Tageszeit,  in denen das zur Verfügung stehende Restlicht einen höheren Blauanteil besitzt, die Umrisse der Beute zu erkennen. Dies gelingt ihm mit Hilfe der "Tapetum lucidum", einer lichtreflektierenden Schicht hinter der Netzhaut des Hundeauges. Sie spiegelt das einfallende Licht und verstärkt es somit - ein genialer Trick der Natur. Dieser "leuchtende Teppich" ist auch der Grund dafür, dass Tieraugen im Dunkeln leuchten sobald sie angestrahlt werden.
In Sachen Sehschärfe hingegen ist der Mensch dem Hund weit überlegen. Man vermutet, dass Menschen etwa sechsmal schärfer sehen als Hunde - wissenschaftlich belegen lässt sich dies natürlich nicht. Einen Sehtest mit jemandem durchzuführen, der nicht der Bitte "Lesen sie die unterste Zahlenreihe vor!" nachkommen kann, ist kaum aussagekräftig.

 

Sichtbares Farbspektrum Mensch - Hund

Farbspektrum beim Mensch

Farbspektrum beim Hund


Der Hund ist kurzsichtig
Versucht doch mal folgendes Experiment: Stellt Euch in etwa 150 Meter Entfernung unbewegt auf eine Wiese oder ein Feld (natürlich sollte der Hund nicht im Vorfeld beobachtet haben, wo ihr Euch postiert) und ruft euren Hund. Er wird nicht kommen, weil er Euch nicht orten kann - es ist dem hundischen Auge nicht vergönnt, unbewegliche und entfernte Objekte auf Distanz zu erkennen oder diese überhaupt von der Umgebung zu unterscheiden.
Allerdings verfügt der Canide über ein exzellentes  "Bewegungs-Sehen", er nimmt bereits kleinste Bewegungen war und ist in der Lage die Umgebung über weite Entfernung auf bewegliche Objekte abzuscannen und diese auch zu erkennen.
Mit diesem Wissen kommen wir nun wieder auf unser Experiment zurück. Gebt Eure starre Haltung auf, bewegt nur die Hand oder wackelt mit dem Kopf - euer Hund wird das registrieren und auf Euch zu laufen!
Im Umkehrschluss heißt das: Das von der feinen Hundenase wahrgenommene Reh müsste nur in sicherer Entfernung und bewegungsloser Haltung erstarren - selbst auf der grünen Wiese ohne blickdichtes Dickicht würde der Hund die Beute nicht orten können. Da aber Fluchttiere wie Rotwild im allgemeinen nicht die Abendschule besuchen, in der sie solche "Tricks" erlernen können,  nehmen sie in ihrer Unwissenheit lieber Reißaus und geben so selbst ungewollt den Startschuss für eine leidenschaftliche Jagdszene ... zum Leidwesen des an seinem Hund verzweifelnden Halters.

Der Hund ist nicht farbenblind!
Der weit verbreitete Glaube, Hunde seien farbenblind hält sich seit Jahrhunderten, ist aber so nicht richtig. Hunde können sehr wohl Farben unterscheiden, jedoch sehen sie die Welt nicht mit einer solchen Farbenvielfalt wie es der Mensch vermag.
Für das Farbensehen sind Zäpfchen in der Netzhaut verantwortlich. Das menschliche Auge besitzt etwa 1,2 Millionen dieser Zäpfchen, beim Hund sind es gerade mal 100.000. Zudem besitzt der Hund nur zwei Zapfentypen, die zusammen lediglich den Spektralbereich von Gelb bis Grün/Blau abdecken (beim Menschen sind es drei unterschiedliche Rezeptoren für die Farben Rot, Grün und Blau).
Hunde sehen also in etwa wie Menschen mit Rot-Grün-Schwäche, wobei ihnen grüne Objekte eher unbunt erscheinen oder im gelben Spektrum zerfließen - rote Objekte werden gelb wahrgenommen. Ein rotes Spielzeug in eine grüne Wiese zu werfen ist also für den Hund nicht unbedingt ein Spaß, sondern eher ein Stück Detektivarbeit. Hätte er nicht seine hochentwickelte Nase, er würde das Spielzeug nicht finden!
Während die Zäpfchen der Netzhaut für das Farbensehen verantwortlich sind, vermitteln die Stäbchen nur Hell-Dunkel-Eindrücke. Die Netzhaut des Hundes weißt besonders viele Stäbchen auf, was auf eine Spezialisierung zur Lichtempfindlichkeit (begünstigt die Jagd bei ungünstigen Lichtverhältnisssen), weniger auf Farbensehen schließen lässt.


Zum Vergleich: Links das Bild wie es der Mensch sieht, rechts in etwa so, wie es ein Hund sieht.
Zum Vergleich: Links das Bild wie es der Mensch sieht, rechts in etwa so, wie es ein Hund sieht.

Können Hunde Fernsehen?
Jein! Dass Hunde zumindest theorethisch in der Lage sind das Geschehen auf der Mattscheibe zu verfolgen, ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen. Allerdings ist das hundische Auge nicht in der Lage, ein herkömmliches TV- oder Videobild mit 50 Hz als zusammenhängende Szene zu verfolgen. Die 50 Hz-Tecchnik ist zu langsam, die Bilder werden für das Hundeauge von einem unangenehmer Flimmern überlagert, er sieht eher Einzelbilder in schneller Folge. Bei der 100 Hz-Technik hingegen haben auch Hunde ein flimmerfreies Bild.
Weitere Einschränkungen beim TV-Programm haben Hunde wegen der bereits erwähnten schwächeren Sehschärfe und Farbensehen - wir Menschen sehen mehr Farben und mehr Details als Hunde.
Hunde reagieren mehr auf Geräusche die aus der Flimmerkiste kommen, auch auf solche die das menschliche Ohr gar nicht wahrnimmt. Wirklich interessiert an bewegten Bildern sind die meisten Hunde jedoch nicht - Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Der Mensch kann also die Programme ruhig wechseln oder wild hin und her zappen ohne seinen vierbeinigen Gefährten vorher um Erlaubnis zu fragen ... es wird ihn nicht sonderlich stören.