Hündin (Schapendoes)

* 25. Oktober 2004

+ 17. Januar 2019

Züchter: Schapendoes vom Kautzenfleck

Fellfarbe:  weiß-schwarz

Gewicht:  25 kg

Widerristhöhe:  55 cm

kastriert:  ja


Charaktermerkmale:

+ gelehrig +     + mäkelig beim Futter, für Leckerlis aber immer zu haben +     + gemütlich +    + folgsam +    + altersstur +

+ will to please +    + auf Herrchen fixiert+    + kein Jagdtrieb +    + zutraulich und umgänglich +    + sensibel +    + hitzeempfindlich +


Nachdem uns unsere Hündin "Sandy" wenige Monate zuvor verlassen hatte, fand Ginger, ihr vollständiger Name war "Charlene Ginger vom Kautzenfleck", am 22. Dezember 2004 den Weg zu uns ins Saarland. Zusammen mit 5 Wurfgeschwistern wuchs Ginger in der liebevollen Zucht von Iris und Peter Brune nahe bei Mainz auf ... vielen Dank, dass ihr uns Ginger vertrauensvoll in unsere Hände gegeben habt. 

Für ein Schapendoes-Mädchen war Ginger mit 55 cm Widerrist-Höhe recht groß geraten, selbst die meisten Dosje-Rüden sind zierlicher gebaut. Von Beginn an forderte sie als temperamentvoller Hütehund viel Auslauf, zeigte sich sehr anhänglich und mit fortschreitender Zeit wurde sie immer selbstbewusster. Trotz dieses Selbstbewusstseins blieb sie dennoch, ganz Schapendoes typisch, ein sehr sensibler Charakter, der   durchaus  schnell  bemerkte, wenn in den heimischen vier Wänden mal dicke Luft herrschte. Dann zog sie sich gern mal dahin zurück wo es ruhiger war, auch wenn sich die Aufregung gar nicht um sie drehte.

Die Trennung von Frauchen und Herrchen 2008 veränderte Ginger. Sie war plötzlich nicht mehr der lebenslustige "Spring ins Feld" von früher und zeigte durchaus Trauer, dass Frauchen nun nicht mehr ständig verfügbar war. Auch wenn sie, wann immer es möglich war, zu Frauchen durfte (das war uns beiden Zweibeinern auch sehr wichtig) brauchte sie eine gewisse Zeit um mit dieser neuen Situation zurecht zu kommen. Gingers Unbeschwertheit ging in dieser Zeit ein bisschen verloren und es kam damals auch mal vor, dass sie Artgenossen gegenüber zickig (aber nie aggressiv) reagierte. Der Einzug von Éowyn im Sommer 2010 zeigte jedoch bei Ginger positive Wirkung: Nach und nach veränderte sie sich wieder zum Positiven, sie trat wieder gelassener auf und zeigte nicht mehr solche Verlustängste. Sie hatte wieder sichtlich Spaß an ausgedehnten Spaziergängen (auch wenn ihrer Meinung nach nicht täglich 13, 14, oder 15 km abgespult werden mussten) und tollte wieder, mit Éowyn und auch anderen Hunden, durch die Büsche. Zu meiner Freude war Ginger wieder ganz die Alte.

Im höheren Alter zeigte sie mir dann aber auch, dass sie die ganz langen Gassis nicht mehr so wirklich toll fand. Im ersten Jahr nachdem Grischan das Rudel komplettierte, mit ungefähr elf Jahren, musste ich anfangen die Spaziergänge aufzuteilen. Sieben oder acht Kilometer mit Ginger waren noch drin, doch damit reichte es ihr dann auch. Mir zu verinnerlichen, dass Ginger langsam in die Jahre kommt, war auch für mich eine schwere Prüfung. Die letzten beiden Jahre musste ich immer weiter reduzieren, Ginger wurde alt und so langsam zog sie längere Ruhezeiten den Gassis vor. Aber es war mir wichtig, dass sie sich weiterhin bewegte um nicht einzurosten. So gehörte ein gemeinsames Gassi mit dem kompletten Rudel über eine Länge von einer Stunde bis zum letzten Tag zum Pflichtprogramm ... auch wenn das Tempo immer geringer und an den "Schnupperstellen" auch mal gerne etwas länger verweilt wurde.

Ginger war nie wirklich krank, einzig zwei lebensbedrohende Babesiose-Infektionen mussten wir überstehen. Babesiose ist eine durch Zecken übertragene Infektionskrankheit, die bei zu spätem Erkennen zum Tode führt. Die erste im Jahre 2008 hat Ginger als noch junger Hund schnell überwunden. Bei der zweiten Infektion 2016, Ginger war bereits 12, stand es mehrere Tage auf der Kippe. Am Ende konnten wir diese Klippe gottlob umschiffen.

Im Frühjahr 2018 stellten wir dann bei Ginger ständigen Husten und Atemlosigkeit fest. Sie hatte eine Lungenfibrose. Diese gewebsverändernde Krankheit erforderte eine lebenslange Medikamentation und damals befürchteten wir bereits, dass sie ihren 14. Geburtstag oder auch ihr 14. Weihnachtsfest nicht mehr erleben wird. Doch Ginger war schon immer eine Kämpfernatur, sie war zäh. Mit entwässernden Tabletten morgens und abends bekam sie ihre Lebensqualität zurück, die Lunge machte praktisch keinerlei Probleme mehr und der Husten verschwand. 

 

 

 

 

 

Mein Lieblings-Foto von Ginger    ...

so wollen wir sie in Erinnerung behalten.

 

Im Alter kam auch die Schapendoes typische Sturheit immer mehr zum Vorschein. Wenn sie etwas nicht so sah wie ich, bedurfte es schon einiges an "Überredenskunst" sie doch noch von meiner "Idee" zu überzeugen. Auch Fotos von ihr wurden immer weniger: Posen für die Kamera war auch etwas was sie irgendwann doof fand ... und irgendwann wollte ich ihr das auch nicht mehr zumuten.

Gingers Jagdtrieb konnte man schon immer getrost als nicht vorhanden bezeichnen. Sollte mal ein Reh unseren Weg gekreuzt haben, und sei es noch so nahe, blieb sie stehen, kuckte dumm aus Wäsche als ob sie denken würde: "Komischer Hund...!" Lediglich Hasen und Kaninchen hatten schon immer ihr Interesse geweckt. Stundenlang konnte Ginger vor dem heimischen Mümmel-Gehege verbringen und gespannt dem Treiben der Langohren zusehen ... ganz Hütehund eben.

Absolute Highlights für Ginger waren es immer, wenn Frauchen sie zum "Kurzurlaub" abholte, was über die Jahre nie eingeschlafen ist. Regelmäßig am Wochenende oder wenn sie Urlaub hatte, nahm Melanie sie für mehre Tage zu sich. 

 

Im Verlauf ihrer letzten Woche bemerkten wir, dass sie körperlich zwar abgebaut hatte, aber soweit noch als rüstiger Rentner unterwegs war. Ihr Appetit war kaum zu zügeln, vor allem alles mögliche an ungesunden Leckerlis (ich nenne sie Hunde-Haribos) riß sie einem förmlich aus den Händen. Auch von Husten oder schwerer Atmung war nichts zu bemerken. Sie hatte noch richtig Lebensqualität, alles schien in bester Ordnung.

Umso unvorbereiteter holte uns die Wirklichkeit am 17. Januar 2019 dann ein: In der Nacht wurde ich wach, Ginger lag im Büro unter dem Schreibtisch und konnte nicht mehr aufstehen. Am Tag zuvor hatte sie noch einen tollen Tag, mit schönem Gassi ... alles war wie immer. Ich half ihr hoch, brachte sie ins Wohnzimmer und versuchte sie zu beruhigen. Sie war völlig im Stress, hatte viel Kraft verloren und konnte sich noch immer nicht auf den Beinen halten. Man merkte ihr an, sie wollte, aber es gelang ihr nicht sich zu halten. Erst als ihr Frauchen in den frühen Morgenstunden zu uns nach Hause kam schafften wir es gemeinsam, sie langsam zu beruhigen. Nachdem sie drei Stunden fest geschlafen hatte konnte sie mit Unterstützung aufstehen. Es war jedoch erschreckend wie sich nur mit Mühe halten konnte und dann wieder in sich zusammen sank. Dann schlief sie wieder für mehrere Stunden.

Wir haben uns immer geschworen, dass unsere Hunde nicht leiden müssen. So langsam wuchs in uns die Gewissheit, dass der Tag gekommen ist um unseren Schwur einzulösen. Ab sofort wäre es eine Quälerei für Ginger gewesen. Allerdings zeigte uns Ginger, dass es in Ordnung ist. Ihre letzten Stunden verbrachten wir neben ihr liegend, sie war in völliger Ruhe und schien zufrieden und glücklich ... Frauchen und Herrchen haben sie auf ihrem allerletzten Weg begleitet. Am Abend schloß Ginger in unseren Armen dann für immer ihre Augen.

Éowyn und Grischan konnten sich ebenfalls von ihr verabschieden und am Morgen fand Ginger im heimischen Garten auf ihrem Lieblingsplatz ihre letzte Ruhe.

 

Mein altes Mädchen ... ich bin so unendlich dankbar, dass ich dich auf deinem langen Lebensweg begleiten durfte. Ich hoffe, ich konnte dir Deine Zeit so angenehm und lebenswert wie nur möglich gestalten. Der Schmerz und die Trauer sitzen noch tief, du warst mir ein so toller Partner ... wir werden dich nie vergessen. Pass auf dich auf, wir lieben dich.

Wer weiß ... vielleicht ist es ja wirklich so, dass wir uns alle irgendwann wiedersehen und wir dich in ferner Zukunft wieder in die Arme schließen können. Bis dahin wirst du immer in unseren Herzen bleiben und eine tiefe Lücke hinterlassen.

Nun lassen wir dich los, lassen dich ziehen in das uns noch unbekannte Land in dem die alten Kumpels bereits auf dich warten.

 

Mit mehr als einer dicken Träne ... Run free, mein Schatz. RUN FREE !


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